Unsere Heimat ist Pommern

wappen-pommerscher greif

Der Ort Lübchow

Verwandtschaftliche Beziehungen von Gabriele Pries, geb. Leimnitz

Lübchow wurde, urkundlich, erstmalig 1263 als Lubbezow und 1276 als Luebechowe erwähnt. 342 Jahre später (1618) wird das Dorf auf der „Großen Lubinschen Karte“ (Darstellung des Herzogtums Pommern) des Rostocker Gelehrten, Eilhard Lubinus (1565-1621), als Lubechow verzeichnet. Die Ortsbezeichnung ist wendischer Herkunft und kann als ein Ort an dem man gern verweilt gedeutet werden.

Der kleine Ort war ein typisches Guts- und Bauerndorf (Rittergut), mit einer Kirche, unweit des Flußes Persante, 37 km südwestlich von Kolberg und 7 km von Körlin entfernt. Wirtschaftlich besaß das Dorf eine Gastwirtschaft [Geb. 68] die von Luise GAUGER, *1877, betrieben wurde. Ihr Ehemann, der Schneidermeister, Karl GAUGER, *1873 (Urgroßvater), betrieb im oberen Geschoß eine Schneiderei. In der Gastwirtschaft befand sich auch die gemeindeöffentliche Fernsprechstelle. Die freiwillige Feuerwehr wurde von seinem Sohn, dem Brandmeister, Otto Gauger (Großonkel), *1909 angeführt. 1937 übernahm er als Schneidermeister den Betrieb seines verstorbenen Vaters. Bis 1922 war August SCHUMACHER (Altonkel) [Geb. 37, 38, 39], Ehemann von, Johanne REICHOW, Bürgermeister von Lübchow. Ihm folgte, bis 1945, der Bauer Hermann GERKE, ein enger Freund der Familie Gauger. Die Schmiede des Dorfes [Geb. 30] wurde von dem Schmiedemeister August MÜLLER (Altvater) *1842, betrieben. Für die am 29.11.1877 eingeweihte, neue Lübchower, Kirche, schmiedete er den großen, eiseren Schlüssel der Kirchentür der noch heute existiert  und die Kirchturmspitze.
Bereits 1773 erhielt der Ort, vom damaligen Gutsherrn, von Loeper, eine eigene Schule. Der Unterricht wurde zunächst im Gutshaus durchgeführt, bis im Jahre 1821 ein eigenes Schulhaus erbaut wurde. Hier unterichtete ab ca. 1845 der Kleinbauer und Schneider Johann Friedrich Carl REICHOW (Altgroßvater) als Schulmeister die Kinder; nutzte den Raum aber auch zur Ausübung seines Berufes.

Über ihn gibt es folgende Annekdote:1

Die Decke des Schulhauses war so niedrig, dass ein 170cm großer Mann mit dem Kopf an die Balken stieß, zur Freude der Jungen, wenn der stets gut gekleidete Schneider Reichow zornentbrannt mit der eben in Arbeit befindlichen Hose zum wuchtigen Hieb ausholte, der Hieb aber, durch die Balken gehemmt, sein Ziel, die Köpfe der Jungen gar nicht oder nur abgeschwächt erreichte. Ähnliche Erfahrungen machte auch Mutter Reichow (Friedericke Luise, geb. HACKBARTH), wenn sie in Abwesenheit ihres Mannes schulmeisterte und ebenfalls mit der Büchse oder dem Spinnrocken (stabförmiges Gerät, an dem beim Spinnen die noch unversponnenen Fasern befestigt werden), dreinfuhr.

Plan Lübchow 1929-1937-3

Übersichtsplan Lübchow

Bereits 1837 wurde das Schulhaus durch einen Neubau an der Dorfstraße ersetzt. 1890 bekam Lübchow dann ein modernes Schulhaus mit Lehrerwohnung, welches vom Landrat Schröder erbaut wurde. Bei der Volkszählung 1871 gab es nur 4 Personen, über 10 Jahre, die nicht lesen und schreiben konnten. Dies war eine Folge der frühen Einrichtung des Schulwesens in Lübchow. Die Landwirtschaftliche Struktur war durch den Großbetrieb des Gutes (708 ha) vorgegeben. Desweiteren gab es 2 Bauernhöfe mit über 20 ha (Werner (22 ha) und Raasch (23 ha), 3 Höfe mit 20 ha (Gräber, Hardt und Wedig, Reinhard (Urgroßonkel 2. Grades), 4 Höfe über 10 ha (Schumacher, Paul (Urgroßonkel 2. Grades) 20 ha, Feyerabend 19 ha, Gerke 19 ha und Zander, Karl (Urgroßonkel 2. Grades) 18 ha sowie 3 Kleinbauernstellen (Reichow (Nachfahre des Alturgroßvaters, Carl Reichow) und 2 unbek.)) zwischen 0,5 – 5 ha.


Quellen und Literatur:
Familiendaten: Rosemarie Leimnitz geb. Gauger, Gertrud Bonow geb. Gauger, Elisabeth Gauger geb. Heidemann (Alle Informationen aus Lübchow und Belgard betreffend).
1, Das Kolberger Land, Seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch; Manfred Vollack, Husum 1999
2, Geogen v3.1.4189 © 2005-2011 Christoph Stöpel

Im Jahre 1829 wurde Heinrich Gauger in Lübchow (heute Lubiechowo, Polen), Preußen, Provinz Pommern, geboren. Die Namen seiner Eltern und deren Herkunftsort sind unbekannt da alle Dokumente während der Fluch aus Pommern im Jahre 1945  verloren gingen. Heinrich arbeitete als einfacher Tagelöhner auf dem Lübchower Gutshof und heiratete Wilhelmine Wedig, *1833 in Lübchow, Tochter des Arbeiters Christian Wedig, *1801 in Klaptow und dessen Ehefrau Marie. Das einzige Kind von Heinrich und Luise Wilhelmine Gauger, Karl Friedrich Wilhelm, *1873 in Lübchow, wurde Schneidermeister von Beruf. Er heiratete Luise Wilhelmine Charlotte Müller *1877 in Lübchow. Im Wohnhaus der Familie Gauger befand sich die Schneiderei von Karl Friedrich und die Gastwirtschaft seiner Ehefrau Luise sowie die Poststelle und eine gemeinöffentliche Fernsprechstelle. Karl und Luise hatten acht Kinder die alle in Lübchow zur Welt kamen:

Paul Karl Friedrich *1898, Agathe Marie Louise *1899, Walter Otto Hermann *1900, Alma Elsa Helene *1901, Fritz Otto Karl *1903, Marie Martha Anna *1905, Otto Karl Willi *1909 und Gertrud Klara Franziska *1919.

Gastwirtschaft der Familie Gauger, Lübchow, 1915 (Bild 1)
familie-gauger-vor-gastwirtschaft01

© Familie Gauger; Familienphoto

Drei ihrer vier Söhne erlernten, wie ihr Vater, das Schneiderhandwerk und übten ihren Beruf als selbstständige Schneidermeister aus. Paul Karl Friedrich, -der Großvater meiner Ehefrau- ließ sich in Belgard nieder und war dort ein angesehener Bürger der Stadt. Seine Schneiderei befand sich in der Bahnhofstraße 1a. Die Wohnung lag in der Lindenstraße 34 (hierzu exisiert ein Eintrag im Adressbuch von Belgard, 1937).

Obere Reihe von links:

Junge Frau (unbekannt); Luise Wihelmine Charlotte Gauger, geb. Müller; ihre Mutter Emilie Müller, geb. Reichow; Paul Karl Friedrich Gauger; Mädchen (unbekannt); Junge (unbekannt); davor Kind, männlich (unbekannt); Karl Friedrich Wilhelm Gauger (Ehemann von Luise, lks.)
Untere Reihe von links:
Fritz Otto Gauger; Walter Otto Gauger.


Gastwirtschaft der Familie Gauger, 1916 (Bild 2)
gastwirtschaft-familie-gauger

© Familie Gauger; Familienphoto

1927 heiratete Paul Karl Friedrich in Bulgrin/Belgard die dort geborene Elisabeth Anna Martha Heidemann *1908. Er verstarb 1946 mit 47 Jahren in Hoisbüttel (Kreis Stormarn, Schleswig-Holstein; heute ein Ortsteil von Ammersbek ). Seine Ehefrau Elisabeth überlebte ihn um 44 Jahre und starb im hohen Alter von 91 Jahre im Senioren- und Pflegeheim Margarethenhof, Wohldorfer Damm 156, in Ammersbek (Schleswig-Holstein). Bis zu ihrem 91. Geburtstag konnte Elisabeth ihrern Haushalt selbstständig führen. Sie hatte zwei Kinder: Rosemarie Charlotte (verstorben im Juli 2016) und Karl-Heinz (lebend); beide in Belgard geboren.

Bild 2)
Rechts im Vordergrund, sitzend, Karl Friedrich Gauger und Ehefrau Luise Wilhelmine Charlotte. In der Bildmitte, stehend, ihr Sohn Paul Karl Friedrich (ohne Hut). Am Tisch, in der Mitte sitzend, ihre Tochter, Agathe Marie Louise (zweite von links) und Erika Werner (fünfte von links, Tochter des Bauern, August Werner). Rechts im Bild, stehend mit Hut, der Gutsverwalter Lemke.

Fritz Otto Karl Gauger hatte seine Schneiderei in Körlin (Köslinerstraße 22). Sein Bruder Otto Karl Willi arbeitete weiter in der Schneiderei seines Vaters in Lübchow, die er später von ihm übernahm. 1943 heiratete er Elsbeth Zander aus Lübchow. Neben seinem Beruf bekleidete er das Ehrenamt des Brandmeisters der Freiwilligen Feuerwehr von Lübchow. Er fiel am 10. März 1945 in Lauenburg, ca. 120 kmöstl. von Lübchow.