Die Gesellschaft für Namenkunde e.V. (GfN) an der Universität Leipzig kommt in ihrem, von mir beauftragten, sprachwissenschaftlichen Gutachten zu Herkunft und Bedeutung des Familiennamen Pries, vom 25.05.2011, zu dem Ergebnis, dass mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, dass der ursprüngliche Herkunftsort im Falle meiner Familie, das Dorf Pries, in der Landschaft „Dänischer Wohld“, nördlich der Stadt Kiel, ist.

Das Rundangerdorf Pries

Ursprung und Geschichte1

Zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert war das Gebiet rund um „Pries“ (dänisch = Pris) Siedlungsgebiet der Wikinger und Slawen, die das Rundangerdorf Pries wahrscheinlich vor dem Jahr 1000 gründeten, wofür die typische Anordnung der Gebäude spricht. Es befindet sich in der Landschaft „Dänischer Wohld“ (dänisch: Jernved). Der Name Dänischer Wohld leitet sich von einem großen Waldgebiet ab, das sich auf einer Halbinsel zwischen der Eckernförder Bucht und der Kieler Förde erstreckte.

Nachdem im Jahre 1575 das adelige Gut Seekamp entstand, wurden die freien Prieser Bauern leibeigene Untertanen des neuen Gutes. Diese Leibeigenschaft dauerte bis 1791. Bis zur preußischen Annexion des Herzogtums Schleswig, im Jahr 1867, gehörte Pries weiterhin zum Gutsbezirk Seekamp. 1876 wurde es im Rahmen der preußischen Landgemeindeordnung, Gemeinde des 9 Jahre zuvor gegründeten Kreises Eckernförde.
Die besondere Anlage des Dorfkernes als wendischer Rundling ist, wenn auch nicht mehr völlig intakt, noch heute gut erkennbar. Vom alten Dorfkern aus -heute als Dorf Pries bekannt– gingen jahrhundertelang die Flurstücke sternförmig nach fast allen Himmelsrichtungen. Das Bauerndorf Pries ist nie untergegangen, es besteht noch heute nördlich des Kieler Stadtteils Pries/Friedrichsort.

Mögliche Namensgebung2

In Gettorfer Kirchenbüchern taucht um 1500 der Name Pryvisse und Pryße auf, der dann vermutlich zu Pries geworden ist. Diese Namensform ist slawischen Ursprungs und bedeutet so viel wie Ort der Leute des Priebe oder Pribislaw. Eigentlich erstaunlich, da das Siedlungsgebiet der Slawen, entlang der Schwentine, in Ostholstein lag. In diesem Zeitraum gab es tatsächlich einen slawischen Fürsten Pribislaw. In einer Slawenchronik beklagte sich dieser 1156 beim Bischof Gerold über hohe Steuern, die seine Landsleute in Ostholstein zahlen müssten, sodass sie nur als Piraten leben könnten.
Wer gerne spekuliert, kann in diesem Fürsten den Namensgeber von Dorf Pries sehen. Nicht ausgeschlossen, dass einige seiner Leute tatsächlich aufbrachen und südlich von Schilksee an Land gingen. Dort im damals dichten, unbesiedelten Waldgebiet, das einem Urwald glich und deshalb den Namen Isarnho (Eisenwald) trug, haben diese Slawen eine kleine Siedlung aufgebaut, wo sie zunächst steuerfrei leben konnten.
Um 1300 gründeten schließlich deutsche Siedler neue Dörfer wie Holtenau und Schilksee und übernahmen Pries, das sie in ein Bauerngutsdorf verwandelten. Angelegt wurde es als Rundlingsdorf, eine Dorfform, die sich oft im Grenzgebiet zwischen Slawen und Deutschen findet.

Die Landschaft „Dänischer Wohld“

daenischer wohld

Wikipedia, Gemeinfrei; Karte des Dänischen Wohld von 1652. Lage des Rundangerdorfes Pries

Die Landschaft Dänischer Wohld (dänisch: Jernved) ist eine Halbinsel zwischen Eckernförder Bucht und Kieler Förde in Schleswig-Holstein und liegt überwiegend im -Altkreis Eckernförde-, des heutigen -Rendsburg Eckernförde-.

„Als ersten historischen Vorläufer des -Altkreises Eckernförde- kann man Fræzlæt (auch: Fraezlaet, Fredslet, Fræslet oder Freslet) -ein dänisches Verwaltungsgebiet, das in etwa seit dem Jahr 1200 existierte- bezeichnen.
Das Großgebiet Fraezlaet erstreckte es sich vom Ausgang der Schlei und der Kieler Förde im Osten bis hin zur heutigen Stadt Friedrichstadt. Im Süden wird der Dänische Wohld durch die Levensau und die Eider (heute etwa den Nord-Ostsee-Kanal) begrenzt. Hauptort der historischen Landschaft ist Gettorf“.3

„Im 8. Jahrhundert n. Chr. wurde die Landschaft durch Sachsen, Jüten und Slawen besiedelt. Seit 811 wurden Eider und Levensau als Einflussgrenze zwischen Dänen und Sachsen festgelegt. Slawen siedelten im Südosten bis etwa zur Schwentine, der Dänische Wohld wurde dagegen nicht weiter von Slawen besiedelt, um räumlichen Abstand zu den Sachsen zu wahren.
Um die Jahrtausendwende war die Landschaft rund um das „Dorf Pries“, welches im südöstlichen Teil des „Dänischen Wohldes“ liegt, Siedlungsgebiet der Wikinger und Slawen, die wahrscheinlich das Rundangerdorf Pries, gründeten, wofür die typische Anordnung der Gebäude spricht“.4
Das Dorf Pries und weitere Orte im Südosten (Seekamp, Friedrichsort (Christianspris)) gehören seit 1922 zur Stadt Kiel.

von Pastor Volker Landa, Kirchengemeinde Pries-Friedrichsort

 


Quellen und Literatur:
1, https://de.wikipedia.org/wiki/Kiel-Pries; http://de.wikipedia.org/wiki/Gut_Seekamp (dort unter Geschichte)
2, http://www.kn-online.de/Lokales/Kiel/Pries-Ein-Wohnquartier-mit-viel-Geschichte; Kieler Nachrichten, Artikel von Petra Krause, veröffentlicht: Samstag, 25.08.2012 18:28 Uhr;
3, https://de.wikipedia.org/wiki/Fraezlaet
4,https://de.wikipedia.org

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