Über 170 Jahre „Schmiedefamilie Pries“
(1815 – 1993)
in
Harksheide & Steilshoop (Schleswig-Holstein), Hamburg & Straßburg im Elsaß
Vorwort
Ohne den schriftlichen Nachlaß meiner Großtante, Elfriede Mannshardt geb. Pries (1900-1979), hätte ich die mir vorliegenden, Puzzleteile über die Schmiede in der Familie Pries nicht zusamenfügen können. Mündliche Überlieferungen meines Vaters Reinhold Peter Pries (1930-2002) und seiner Schwester Ingeborg (1922-2012) bezogen sich bzgl. dieser Thematik, in der Hauptsache auf meinen Urgroßvater Ferdinand (1858-1931), dessen Vater Hans Hinrich (1823-) undseinen Bruder, meinen Ururgroßonkel, Hans Friedrich Heinrich Pries ( (1844/45-1928). Alle drei hatten nach ihren Aussagen eines gemeinsam: Sie erlernten das Schmiedehandwerk in der alten Lehnschmiede in Harksheide.
Elfriede hatte auf Familienfeiern , Namen, Daten und Fakten von Familienmitgliedern notiert,die zwischen ihrem Vater, dem Schmiedemeister Ferdinand Pries (1858-1931), geboren in Harksheide, sowie dessen Brüdern und Cousins, zur Sprache kamen. Zwar fehlten in ihren Notizen, bei einigen Personen, detaillierte Angaben, die Fakten reichten aber aus um zusammen mit weiteren Quellen, einen Handlungsablauf der Schmiedefamilie in der richtigen zeitlichen Reihenfolge darzustellen.
Die alte Lehnschmiede in der Ulzburger Straße
Nach 1798 erbaute der Vogt Max Dibbern aus der Landschaft Harckesheide in Stormarn (jetzt Norderstedt, Kreis Segeberg) stammend, eine Schmiede1 die als Gerechtsame (mit Sondererlaubnis) galt. in den Anfangsjahren war sie eine vom Dänenkönig Christian VII ( gepachtete Lehnschmiede, welche im düdlichen Bereich der Ulzburger Straße2 stand. In der Chronik3 der Gemeinde Harksheide von 1966 wird der Standort wie folgt beschrieben: Segeberger Chaussee und Ulzburger Straße, 30m südlich des alten strohgedeckten Bauernhauses. Im Jahrbuch4 2008 des Heimatbund Norderstedt heißt es: Auf dem heutigen Parkplatz der HSV-Sportanlagen. Der Betrieb wurde später auf die andere Straßenseite velegt (Ulzburger Str. 129).
Laut mündl. Überlieferung5 meines Urgroßvaters Ferdinand Pries (1858-1931), Schmied in Harksheide, erlernte mein3-facher Urgroßvater Hans Hinrich Pries (1799-1863) aus Tangstedter Heide, erstgeborener Sohn des dortigen Eigentümers Frantz Hinrich Pries (1771-1833) und seiner Ehefrau Elsabe geb. Timmermann (1770-1849), mit 15 Jahren, in der „alten Lehnschmiede“ das Schmiedehandwerk und arbeite dort später auch als Schmiedegeselle. Der Name des damaligen Schmiedemeisters und Pächters der Lehnschmiede ist in der Familie nicht überliefert.
Hans Hinrich heiratete im Jahr 1832 die Catharina Elsabe Bock (Buck) (1795-1858). Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1833 übernahm er als ältester Sohn zunächst dessen Eigentümerstelle, übergab diese jedoch im Jahr 1835, gegen eine Leibrente, an seinen jüngeren Bruder Johann Joachim (1801-1827,mein 3-facher Urgroßonkel).
Um ca. 1844/ 18456 übernahm Hans Hinrich die „alte“ Lehnschmiede in der dann auch dessen Söhne Hans Hinrich (1823-1877/83, Ururgroßvater) und Hans Friedrich Heinrich (1844-1928, 2-facher Urgroßonkel) das Schmiedehandwerk erlernten.
Schmiedebetrieb Hans Friedrich Heinrich Pries ( 1844-1928)
Als Hans Hinrich Pries (1799-1863) im Jahre 1863 mit nur 53 Jahren verstarb übernahm im Jahr 1864 sein Sohn, Hans Friedrich Heinrich (1844-1928,) die Schmiede7. In den folgenden Jahren wurde die „alte“ Lehnschmiede auf die andere Straßenseite verlegt – das genaue Jahr ist nicht überliefert, es muß aber zw. 1878-18838 gewesen sein –
Sein älterer Bruder Hans Hinrich (1823-1877) heiratete im Jahre 1854 Christina Friederike Albrecht und arbeitete bis zu seinem Tod in der Schmiede seines Bruders Hans Friedrich Heinrich. Dieser ehelichte Anna Maria Thies. Beide hatten 2 Söhne Wilhelm (1879-) und Hermann (1874-1941, Urgroßonkel 2. Grades), der die Schmiede von seinem Vater übernahm.
Hermann heiratete Caroline Auguste Hertel. Nach seinem Tod übernahm im Jahr 1941 sein Sohn Hans Friedrich (1902- 1974, mein Großonkel 3. Grades) die Schmiede.
Hans Friedrich war verheiratet mit der Alma Möller. Im Jahr 1975 ging die Schmiede an dessen Sohn Günther (1931-2016, mein Onkel 4. Grades), der sie bis zum erreichen der Rente führte. Günther war der letzte Schmied in der Familie Pries.
Schmiedebetrieb von Wilhelm Pries Ohechaussee (bis 1918) und Langenhorner Chaussee
Hermanns Bruder, Wilhelm (1879-) gründete an der Ohechaussee einen eigenen Betrieb der wegen Baufälligkeitim Jahr 1918 abgerissen werden mußte.
An der Segeberger Chaussee Nr. 17 / Ecke Schleswig-Holstein-Straße entstand ein neuer Betrieb, welcher von seinem Sohn Hans
( mein Großonkel 3. Grades) bis zu dessen Tod weitergeführt wurde.
Da Hans keine Söhne hatte fand sich für die Schmiede kein Nachfolger. 1982 wurde das schöne Gebäude abgerissen (Jahrbuch Norderstedt 2008, Seite 49).
Vor dem Abriss des konnte ein Familienfoto vor der Vernichtung gerettet werden auf dem mein Urgroßvater, der Schmiedemeister Ferdinand Pries, zu sehen ist.
Die Söhne meines Ururgroßvaters Hans Hinrich (1823- 1877/83), Ferdinand (1858-1931) und Hans Hinrich (1846-1905) erlernten ebenfalls in der alten Lehnschmiede an der Ulzburger Str. das Schmiedehandwerk. Hans Hinrich (1846-1905) verließ 1877 die Schmiede, verzog nach Hamburg und arbeitete dort später als Schmiedemeister.
Ferdinand 1858-1930) mußte im Jahr 1878 im Alter von 20 Jahren seinen Militärdienst in der Königlich Preußischen Armee 1. Eskadron, „Schleswig-Holsteinisches Dragoner-Regiments Nr.13“, in Stankt Avold, Frankenberg in Lothringen, antreten. Nach seiner Rückehr im Jahr 1881 arbeitete er noch bis zu seiner Hochzeit in Quickborn ,mit Catharina Margaretha PÖPPLAU (1856-1929), im Jahr 1883 als Schmiedegeselle in der Schmiede seines Onkels Hans Friedrich Heinrich (1844/5-1928). Im Jahre 1884 verzog er mit Frau und Tochter nach Hamburg und arbeitete als Schmied und Schmiedemeister zunächst in Barmbek und später in Steilshoop (an der Steilshooper Straße), Stormarn.
Schmiedebetrieb von Johann Joachim Pries (1854-1890 in Straßburg
Sergant und Oberfahnenschmied in Frankreich und Kamerun, Afrika
Johann Jochim (1854-1890), der Bruder von Hans Hinrich (1846-1905) und Ferdinand (1858-1930), war von 1875-1879 Sergant und Oberfahnenschmied in der kaiserlichen Truppe im Kamerun. Wo genau Johann das Hufschmiedehandwerk erlernte ist nicht überliefert, aber vermutlich ebenfalls in Harksheide.
Er lebte ab 1875 als Oberfahnenschmied zunächst in der Garnision Nikolaus Kaserne in Strasbourg, Bas-Rhin, Elsass, Frankreich, ab 1880 in der Rothhäusergasse 19 und später in Nikolausplatz 3. Dort arbeitete er bis 1890 als Hufschmied und Fuhrunternehmer.
Schmiedebetrieb von Joachim Hinrich Wöbs in Harksheide Haus 29
In diesem Betrieb arbeitete als Schmiedegehilfe und Dienstbote9, Peter Pries (ber. 1834 – vor 18.08.1883), 2-facher Urgroßonkel 3. Grades.
Zusammenfassung aller Familienmitglieder die in der“ alten“ Lehnschmiede gearbeitet haben:
- Hans Hinrich Pries (1799-1863), 3-facher Urgroßvater und dessen Söhne
1.1. Hans Hinrich (1823-1877/83),Uurgroßvater und dessen Söhne
1.1.a. Ferdinand (1858-1931), Urgroßvater
1.1.b. Hans Hinrich (1846-1905), Urgroßonkel
1.2. Hans Friedrich Heinrich (1844-1928), 2-facher Urgroßonkel
Quellen:
1) Chronik der Gemeinde Harksheide, Seite 51, Otto Kröger; Satz und Druck, Mensin & Co., Harksheide 1963; mündl. Überlieferung des Schmiedemeisters Ferdinand Pries (1858-193 an die Tochter (deren schriftl. Notiz)
2, 5,6,10) Mündl. Überlieferung des Schmiedemeisters Ferdinand Pries (1858-1930) an die Tochter(1900-1979, deren schriftl. Notiz)
3) Chronik der Gemeinde Harksheide, Seite 51, Otto Kröger; Satz und Druck, Mensin & Co., Harksheide 1963
4)Jahrbuch 2008 des Heimatbund Norderstedt, ab Seite 46: mündl. Überlieferung des Schmiedemeisters Ferdinand Pries (1858-1930) an die Tochter (1900-1979, deren schriftl. Notiz)
7) Jahrbuch 2008 des Heimatbund Norderstedt, ab Seite 46: mündl. Überlieferung des Schmiedemeisters Ferdinand Pries (1858-1930) an die Tochter (1900-1979, deren schriftl. Notiz)
8)
9) VZ-Register, Dez.1864/Garstedt/Haus 68/Kate,